Erlanger Liste



    Wolfgang Buhl

    GÜNTER EICH

    CAMP BEI NACHT

    Ich allein ertrage dich, Grützkopf,
    kosmischer Kalauer,
    verhängt vom besudelten Latz.
    Kotgeier, Hundetier und lächelnder Schöps.
    Ludwig Meidner


    Der Mond, ein schlieriger Hoden
    zwischen den Beinen der Welt,
    im Schamhaar der grünen Schoten
    schaukelt er über dem Zelt.

    Auf dem Dach der Latrine
    rekelt sich ranziges Hell,
    ein Stern zerplatzt im Urine
    wie ein verirrtes Schrapnell.

    Schleichen die Trampelpfade
    Schatten hin und zurück,
    am klirrenden Stacheldrahte
    quietscht Melancholik.


    Parodie auf die frühe Lyrik Günter Eichs.
    © Wolfgang Buhl. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors. Jede kommerzielle Verwendung dieses Textes ist untersagt!


    KARL KROLOW

    RÜCKLINGS IM GRAS

    Mein Ruhm ist auf dem Sande! ...
    Saint-John Perse

    Sonnengürtel, chromgewebt,
    schnürt poröses Jahr.
    Brauner Kakerlake gräbt
    sich ins Achselhaar.

    Bündelt krummer Sauerdorn
    die gestanzte Traube,
    silbern klirrt der Rittersporn,
    bohrt der Wurm im Staube.

    Steht die Hummel überm Minz,
    träger Fleck von Ruß.
    Huscht die Spur des Sommerwinds,
    spröd' wie Unkenfuß -

    Ruht auf Eppich, Bürzelwurz,
    wo die Raupe kreißt.
    Auch der hohe Blaubeersturz
    Geist für meinen Geist.

    Alles, was da wächst und kriecht,
    Phlox und Natternblitz,
    alles, was grünt, blüht und riecht,
    Giersch und Berberitz,

    Pfaffenblume, Lattichzeichen,
    Pastinak und Malvenmond:
    Requisit am immer gleichen
    Wald- und Wiesenhorizont.


    Parodie auf die Naturlyrik Karl Krolows.
    © Wolfgang Buhl. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors. Jede kommerzielle Verwendung dieses Textes ist untersagt!

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