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Rundgang durch Ansbach auf den Spuren des Dichters (3. Teil)

 

Uz und das Ansbacher Schulwesen

 

 

 

Geht man den ehemaligen Oberen Markt, heute Martin-Luther-Platz, Richtung Westen und bei der Johanniskirche rechts hinter die Kirche, kommt man zu der Stelle, an der Uz als Kind die Lateinschule besucht hat. Von der Schule ist nichts mehr zu sehen.
Die Ansbacher Lateinschule war eine Gründung der Reformationszeit. Man hatte sie in der einstigen Friedhofskirche untergebracht, die zu dem Friedhof gehörte, der im Mittelalter noch die Stadtkirche umgeben hatte. Dieses Beinhaus hatte man mit einfachen Mitteln für Unterrichtszwecke und zur Unterbringung der Alumnen umgestaltet. Die Alumnen waren Schüler, die aus dem Vermögen von Stiftungen unterhalten wurden, weil ihre Eltern einen Schulbesuch nicht hatten bezahlen können. Sie wohnten in der Schule, während andere als externe Schüler weiter bei ihren Eltern wohnten und verpflegt wurden.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Klagen der Lehrer wie des für die Schulaufsicht zuständigen Konsistoriums über die Unzulänglichkeiten dieses Schulgebäudes immer heftiger, so daß der Schule 1737 ein neues Schulgebäude angewiesen wurde, zugleich aber auch eine Unterrichtsreform und damit eine Aufwertung der Lateinschule zum Gymnasium illustre erfolgte. Diesen Umzug der Schule dürfte Johann Peter Uz miterlebt haben, da er ja erst 1739 nach Halle zum Studium ging.

Über die Platenstraße (dort das Geburtshaus des Dichters August Graf Platen, der im Todesjahr Uzens geboren wurde) und die Mühlbachgasse, durch die zu Uzens Zeiten tatsächlich ein Wasserlauf in die Stadt geleitet wurde, um eine Mühle innerhalb der Stadtmauern anzutreiben, gelangt man zu dem unmittelbar an der Stadtmauer gelegenen Gymnasium Carolinum.



 

Gymnasium Carolinum illustre

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Idealisierte Ansicht des Gymnasium Carolinum illustre. Tatsächlich hat das Gebäude nur ein Eingangstor und auch der Glockenturm wurde nicht so ausgeführt. 

Das Gebäude war ursprünglich als Zuchthaus errichtet worden. Man hatte es deshalb in unmittelbarer Nähe zum als Gefängnis genutzten Turm an der Stadtmauer errichtet. Auch das städtische Gefängnis schloß sich daran an. Ziel des Zuchthauses war - modern gesprochen - eine Resozialisation von Straftätern durch das Gewöhnen an regelmäßige Arbeit. So läßt sich das vergleichsweise humane Aussehen der Anlage erklären.
Das Gebäude war eben fertiggestellt, als die Klagen über die baulichen Zustände in der Lateinschule so drängend wurden, daß sich der Landesherr dazu entschloß, das Zuchthaus anders zu verwenden. Zudem besaß er in der oberhalb Weißenburgs liegenden Festung Wülzburg bereits ein für die Zwecke des Strafvollzugs geeignetes Gebäude.
Das Gymnasium wurde nach seinem Gründer, Markgraf Friedrich Karl Wilhelm Carolinum genannt. Es erhielt ergänzend zu den traditionellen Lateinschulklassen weitere Kurse, die auf den Besuch der Universität vorbereiten sollten, insbesondere das Grundstudium verkürzen sollten. Als Professoren an dieser Ausbildungsstätte fungierten jeweils stundenweise eine ganze Reihe von Beamten der markgräflichen Verwaltung.
Uz bekam auch als Beamter noch einmal mit dem Gymnasium zu tun. Wegen festgestellter Mißstände wurde die Aufsicht über das Gymnasium von Markgraf Alexander dem Konsistorium entzogen und einem eigens gegründeten Scholarchat übergeben. Diesem Gremium gehörte Uz von 1771 bis zu seinem Tod an. Ein weiteres Mitglied dieses Kollegiums, der Kammerrat Lösch, ließ sich besonders die Sorge um die Gymnasia lbibliothek angelegen sein und korrespondierte mit allen denkbaren Stellen in Deutschland, um Buchgeschenke zu erhalten. Tatsächlich wuchs die Bibliothek innerhalb eines Jahrzehnts auf das Dreifache ihres ursprünglichen Bestandes. Es ist anzunehmen, daß Uz diese Bibliothek auch nutzte.

 

 

Durch die Mühlstraße geht man nun stadteinwärts. Ein Abstecher durch die Rosenbadgasse führt an der ebenfalls im 18. Jahrhundert errichteten Synagoge vorbei. Sie ist erhalten geblieben, weil man in der Reichskristallnacht mit Rücksicht auf die angrenzenden Altstadthäuser nur ein symbolisches Feuer entzündete. Sie ist eines der überlieferten Zeichen des aufklärerischen Toleranzgedankens, den der Markgraf freilich auch gegen Widerstände der Bevölkerung beförderte.

In der Uzstraße geht man nach links, bis man an der Biegung auf der rechten Seite in einem Winkel das bescheidene Haus Uzens sieht.



 3. Standort:

Uzens Wohnhaus 

Uzens Wohnhaus

 

 

Das Wohnhaus des Dichters Johann Peter Uz ist durch eine Gedenktafel als sein Geburts- und Sterbehaus ausgewiesen. Uz lebte hier zusammen mit Mutter und Schwester, später nur noch mit seiner Schwester. Der Schilderung des Lateinschullehrers Johann Michael Degen nach muß sich Uzens Arbeitszimmer und Teile seiner Bibliothek im obersten Stockwerk befunden haben. Überhaupt gibt Degens Schilderung einen schönen Einblick in das tägliche Leben des Dichters.

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Das Wohnhaus des Dichters in der Uzstraße

Uz beobachtete in allen Dingen die größte Ordnung, besonders auch in seiner Lebensweise. Der Vormittag war ganz dem Amte heilig, der Nachmittag ganz dem Umgang mit den Musen. Das nemliche Tischchen, auf welchem man die Lasten großer juristischer Folianten, Quartanten und dicker Aktenbände liegen sehen konnte, zeigte, wie in einer verwandelten Scene, gleich nach Tische das Schönste und Neueste aller Art, was die Vor- und Mitwelt hervorgebracht hatte. Kam man zur ersten Zeit, so war Uz ernst und still, wie die Werke selbst, die auf seinem Tische lagen, und er sah es nicht gerne, wenn man ihn da lange störte. Nach Tische hingegen konnte jeder den Sänger der Freude und Munterkeit an ihm finden. Dann unterhielt er sich ungemein gern, und eine ungewohnte Heiterkeit floß wie ein Nimbus um sein Antlitz; da schmauchte er gewöhnlich ein Pfeifchen, oder er lieferte vielmehr den schönsten praktischen Kommentar zu der vierten Strofe in seinem 'Tabacksraucher'. Mit Entzücken werde ich immer an jene Augenblicke denken, da ich bey dem Horaz der Teutschen jenen Kommentar schauen konnte. Mit wahrer dichterischer Unverdrossenheit pinkte da der zufriedene Greis, wenn die Pfeife nicht sogleich fortbrannte, immer wieder und oft lange Feuer für seinen Schwamm, sah mitunter durch die Lorgnette am kleinen niedrigen Fenster hinab auf die Straße, und war nun froh, wenn sich aufs neue die bläulichen Kreise wie leichte Dichterideen hervorringelten. Da theilte er unerinnert das Neueste mit, was in den letzten Tagen zu seinem Leibregiment gekommen war; - (so nannte er die kleine auserlesene Bibliothek, die in seinem Stübchen in einem Glasschranke stand, in dessen Mitte die ihm von Gleim geschenkte Vassentasse prangte.[...] Da war er, mit Einem Wort, der frohe Weise, der jedem, weit entfernt von Anspruch und Zwang - die überhaupt außer Uzens Karakter lagen - auf die freundlichste und liebenswürdigste Weise zu begegnen wußte.




Uz (Bild eines unbekannten Malers)

Was die neueste Litteratur Schönes erzeugte, las er fast alles, weil sein ganzes Leben, sehr wenige Zerstreuungsstunden ausgenommen, die er in den frühern Jahren bey einem Freund oder in seinem Garten zubrachte, eine sehr regelmäßig zusammenhängende Lektüre war; daher man alles, was Uz kaufte und las, selbst kaufen oder wenigstens lesen durfte. [...] Es war ein Vergnügen zu hören, mit welchem Eifer sich der große Sänger, der schon seit 1767 sein Saitenspiel aufgehängt hatte, über die fortsingenden alten Dic hter äußerte. Da schien er unerschöpflich in Spott und Laune. Natürlich war er selbst mit seinem Gleim eben deßwegen nicht zufrieden. So oft ein neuer Almanach herauskam, zankte Uz über seinen Gleim. Wie glücklich schätzte ich mich, daß ich Zeuge eines sol chen Zanks seyn konnte, und wie wird mancher Nachkomme wünschen, daß er einem solchen Zank hätte beywohnen können! Denn da war Uz so ganz Uz, nemlich der Dichter, der gerade da aufhörte, als sein Gesang die Welt noch entzückte. Da flog plötzlich der Schlei er weg, der vorher seine treuherzig freundlich polternde Weise überdeckte. Ich ging daher, so oft die Almanache heraus waren, die Uz meistens las, zu demselben, theils um sie zu holen, (denn er war hierin äußerst gefällig, und Stadt und Land las seine Bibliothek) theils um sein Urtheil zu hören. Da zankte er dann gewöhnlich über seinen Gleim. „Ich habs dem alten - schon oft gesagt, sprach er fast jedesmal mit lieblich-zorniger Stimme, er möchte doch einmal aufhören, weil nichts mehr dabey herauskommt: denn seine Sache ist auch nichts mehr, wie die meinige; aber es hilft nichts bey ihm! Kein Kalender wird gedruckt, worin der alte - nicht steht. Lieferte er lieber eine kritische Ausgabe von seinen Werken, das wäre gescheider als jetzt sein Versmachen!" Wie wird mich der Patriarch unsers Gesangs, der seinen Uz nach mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr sah, beneiden, daß er aus seines Uzens Munde diesen Eifer nicht mehr hören konnte!



Fortsetzung des Rundgangs

Von Uzens Wohnhaus aus wende man sich nun nach Süden und gehe durch das Herrieder Tor auf die Promenade bzw. in die Maximiliansstraße



Diese Seiten wurden erstellt von Ernst Rohmer. Letzte Änderung 17.04.01.