Die Schloßbibliothek im 18. Jahrhundert


Aus: Geschichte und ausführliche Beschreibung der Markgräflich-Brandenburgischen Haupt- und Residenz-Stadt Anspach, oder Onolzbach, und deren Merkwürdigkeiten; [...] von Johann Bernhard Fischer, Anspach 1786.


Die vierte Etage des Schlosses enthält vornemlich ausser verschiedenen zu Wohnungen für Hof-Officianten eingerichteten Zimmern, die Herrschaftliche Bibliothek und das sehr beträchtliche und sehenswürdige Münzkanbinet; von welchen beeden gegenwärtig eine ausführliche Beschreibung folgen soll.
Die Hochfürstliche Bibliothek wurde unter der Regierung des höchstseligen Herrn Markgrafens Carl Wilhelm Friederich, wie unten mehrers bemerkt wird, errichtet, und so wie das nachfolgende Münzkabinet mit einem Fidei commiss belegt. Sie begreift einen langen schönen Saal und etliche kleinere Zimmer; ist auch in einer guten Ordnung nach den Wissenschaften mehrenteils durch den Fleis des Herrn Stiftsdiakons Spies, aufgestellet, und auf folgende Art entstanden:
Markgraf Joachim Ernst [*1583, 1603-1625], ein besonderer Bücherliebhaber und Beförderer der Wissenschaften legte den ersten Grund zu einer herrschaftlichen Bibliothek. Er lies die vormalige jetzt mit der öffentlichen vereinbarte Konsistorialbibliothek errichten, und sammlete für sich zu seinem eigenen Gebrauch noch eine ziemliche Anzahl Bücher, wie noch aus denen den Bänden aufgedruckten Buchstaben: J. E. M. Z. B. erhellet.
In dem Regierungsnachfolger, Markgraf Albrecht [*1620, 1639-1667], wurde iene Bücherliebe fortgepflanzt, und die damals kleine Hofbibliothek hin und wieder mit vielen Stücken vermehrt.
Unter der Regierung Markgrafs Johann Friedrich [*1654, 1672-1686] erhielte sie einen namhaften Zuwachs; wie denn auch bey dessen einstmaliger Anwesenheit in Paris von einem gewissen D. Grave eine Anzahl auserlesener Werke erkauft wurde. Markgraf Georg Friedrich starb zu bald auf dem Bette der Ehre, als daß die Bibliothek unter dessen kurzen Regierung denienig beträchtlichen Zuwachs hätte erhalten können, den sie dem Liebhaber der Studien, Markgrafen Wilhelm Friederich, in der Folge zu danken hätte. Dieser, noch in segensvollem Andenken stehende Regent, war der erste, der einen Katalog über die vorhandenen Bücher anfertigen lies, und im Jahre 1720. den rühmlichsten Entschlus faßte, eine öffentliche Bibliothek zu errichten, auch zu deren Herstellung und Vermehrung ein jährliches gewisses Quantum auszusetzen. Auch verordnete Höchstderselbe, daß von allen damals schon in Diensten gestandenen geistlichen und weltlichen Bedienten, so wie von denen, welche künftig in den Hochfürstl. Landen bedienstet werden, ein gewisser bestimmter Beitrag zur Bibliotheksvermehrung bezahlt werden sollte.
Von diesen beträchtlichen Geldern, wurde unter der obervormundschaftlichen Regierung der verwittibten Frau Markgräfin Christiane Charlotte die zahlreiche Bibliothek des Königl. Preußischen Geheimen Raths von Blaspiel zu Cleve um 3000. Gulden, desgleichen viele der besten Werke aus der Büchersammlung des französischen Kardinals du Bois in Holland, erkauft.
Der mehreste Ruhm und die Ausführung des Plans der ietzt so ansehnlichen öffentlichen Herrschaftlichen Bibliothek gebührt aber ohnstreitig dem höchstseligen Herrn Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich: Denn als Höchstderselbe, nach erlangter Volljährigkeit im Jahr 1729. die Regierung antrat, wurde nicht nur ein Theil Dero eigener Büchersammlung so wie auch auf das in jenem Jahr erfolgte Absterben Jhro Frauen Mutter, der Frau Markgräfin Christiane Charlotte, derselben ansehnliche Handbibliothek der oeffentlichen als einer besonderen Zierde einverleibet; sondern auch durch Erkaufung der besten Werke aus der Uffenbacher Büchersammlung zu Frankfurth am Main, der Gundlingischen zu Halle etc. und anderer, so wie durch Beischaffung vieler neuer Bücher, die Herrschaftliche Bibliothek von Jahren zu Jahren bereichert, und in ansehnlichen Stand hergestellt.
Da nun der jetztregierende Herr Markgraf rühmlichst fortfährt, dieselbe immer vollständiger zu machen: so ist auch leicht begreiflich, daß diese oeffentliche Büchersammlung nicht nur schon ietzt aeusserst sehenswürdig ist, sondern auch mit der Zeit als eine der vollständigsten Bibliotheken Teutschlands hervorleuchten wird; zumalen sie durch den schon seit dem Jahr 1731. ausgesetzten jährlichen Fond von Zweihundert Gulden und den Beiträgen der neu antretenden Diener, in den Stand gesetzet ist, die brauchbarsten neuen Werke nachzuschaffen."

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Letzte Änderung 22.8.1996